53. Deutscher Verkehrsgerichtstag
28. – 30. Januar 2015 in Goslar | Arbeitskreis IV: Unfallrisiko Landstraße
Unfallforschung der Versicherer: Wirksame Maßnahmen konsequent umsetzen
Zwei Drittel der im Straßenverkehr Getöteten verunglückten auf Landstraßen. Am häufigsten sind Unfälle, bei denen Fahrzeuge von der Straße abkommen, Kollisionen mit Fahrzeugen in gleicher oder entgegengesetzter Richtung und Unfälle an Kreuzungen.
Beim Neu-, Um- und Ausbau von Landstraßen sollten nach Ansicht der Unfallforschung der Versicherung (UDV) nur noch Lösungen vorgesehen werden, bei denen Unfälle durch die Straßengestaltung und die Verkehrsregelung weitgehend ausgeschlossen werden. Unfallauffällige und kritische Bereiche sind im Rahmen der Arbeit von Unfallkommissionen, durch regelmäßige Verkehrsschauen und durch Bestandsaudits zu identifizieren und durch geeignete Maßnahmen zu beseitigen. Neue Landstraßen sollten nach den aktuellen Richtlinien für die Anlage von Landstraßen (RAL) gebaut und bestehende sukzessive an die neue Planungsphilosophie angepasst werden. Auf Landstraßen mit 6 Metern Breite oder weniger sollte grundsätzlich höchstens Tempo 80 erlaubt sein.
Baumunfälle
Baumunfälle an Landstraßen sind sehr folgenschwere Unfälle. 2013 kamen dabei 601 Menschen ums Leben, die meisten an Landstraßen. Diese Gefahr wird von Autofahrern in der Regel unterschätzt. Zu den wirksamen Maßnahmen zur Bekämpfung von Baumunfällen zählen:
· Die Anordnung einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von höchstens 80 km/h in Alleen mit regelmäßiger Geschwindigkeitsüberwachung.
· Schutzeinrichtungen (Leitplanken) gemäß den Regelwerken (RPS und ESAB).
· Keine Neupflanzungen von Bäumen ohne Schutzplanken.
Motorradunfälle
462 Motorradfahrer sind 2013 auf Landstraßen ums Leben gekommen: das sind etwa 70 % aller getöteten Motorradfahrer auf deutschen Straßen.
Eine Studie der UDV zeigt, dass Motorradfahrer auf Landstraßen überwiegend durch Alleinunfälle oder an Kreuzungen ums Leben kommen. Neben gezielten Geschwindigkeitskontrollen sollten entsprechende Markierung und Beschilderung rechtzeitig vor kritischen Bereichen warnen. Von Motorradfahrern stark frequentierte Strecken sind im Hinblick auf Sicherheitsdefizite (s. auch Merkblatt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf Motorradstrecken, MVMOT) zu untersuchen. In Bereichen mit einem auffälligen, mit zu hohen Geschwindigkeiten verbundenen Unfallgeschehen, sollten geschwindigkeitsdämpfende Maßnahmen (z.B. Rüttelstreifen) vorgesehen werden. In Extremfällen, wenn andere Maßnahmen keinen Erfolg gebracht haben, müssen auch Strecken gesperrt werden.
Weiterhin wichtiger Aspekt bleibt die Sensibilisierung der Motorradfahrer. Die UDV fordert den Gesetzgeber auf, regelmäßige Sicherheitstrainings (auch im Straßenverkehr) verbindlich vorzuschreiben, um die Fahrfähigkeiten aufzufrischen und das Risikobewusstsein zu schulen.
Überholunfälle
Im Jahr 2013 kamen auf deutschen Landstraßen 171 Menschen bei Überholunfällen ums Leben, 1.901 Menschen wurden schwer verletzt.
Nach einer Untersuchung der UDV haben 28 Prozent der Unfallverursacher trotz Gegenverkehr, 26 Prozent trotz unklarer Verkehrslage und ebenfalls 26 Prozent im Überholverbot überholt. Die UDV fordert grundsätzlich Überholverbote bei zu geringen Sichtweiten, insbesondere an Kuppen und Wannen sowie Geschwindigkeitsbegrenzungen in unfallauffälligen Bereichen. Denn, wie die UDV-Studie bewiesen hat, verringern Überholverbote und Geschwindigkeitsbegrenzungen die Anzahl und Schwere von Überholunfällen signifikant.